Wie es begann...
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Graeme Obree erfand
die "geduckte" Position 1987, indem er ein normales Rad verwendete,
aber den Lenker einfach umdrehte. Das Bild auf der linken
Seite
zeigt ihn und sein Rad zusammen mit Chris Boardman (Bild von www.chrisboardman.com).
Er gewann die Nationalen Meisterschaften in den folgenden
Jahren und brach 1989 den britischen Stundenrekord (Hier
ein Bild vo seinem Versuch).
Im Winter 1992/1993 entschied er
sich,
Francesco Mosers Stundenweltrekord anzugreifen, und baute ein
spezielles Rad für dieses Projekt:
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Der Stahlrahmen in
X-Form war von ihm
selbst gebaut, die Kurbeln enthielten ein Stück Metall,
daß
Obree am Straßenrand gefunden hatte. Er wollte ein extrem
schmales Tretlager, und da es ein solches
serienmäßig nicht gibt, verwendete er Teile eines
Waschmaschinen-Lagers! Die Lenkstange
war von einem BMX-Fahrrad. Seine einzigartige, kompakte Fahrposition
ermöglichte
es ihm, den Oberkörper auf die Unterarme zu legen.
Wegen des schmalen Tretlagers (68 Millimeter), fuhr
er mit den Knien ganz eng zusammen (deshalb auch der X-Rahmen), was den
Luftwiderstand weiter
verringerte.
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Obwohl diese Position nicht sehr bequem war,
zeigten Windkanalmessungen,
daß sie den Luftwiderstand über 15 % verringerte und
einen theoretischen
Geschwindigkeitsgewinn von mehr als 2 km/h bei 50 km/h gab!
Bahnrad Weltmeisterschaften 1993
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Mit
dem gleichen Fahrrad gewann Obree die 4000-m
Einzelverfolgungs-Weltmeisterschaften in Hamar/NOR einige Wochen
später
und verbesserte den Weltrekord auf 4:20.9.
Hier ein Video auf youtube mit den Halbfinals und dem Finale.
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In den Zeitfahren auf
der Straße war er nicht sehr erfolgreich.
Die niedrige Position ist ein Nachteil auf den Anstiegen, in denen eine
aufrechtere Körperhaltung erforderlich ist. Allerdings hatte er ja
schon in den Jahren zuvor bei Zeitfahren in Großbritannien
gegen Weltklasse-Zeitfahrer wie Chris Boardman gewonnen, vielleicht war
er auch einfach nicht in Topform... |
Francesco Moser: Januar 1994
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Während
des Herbst und Winters experimentierten
einige Fahrer mit dieser Position.
Der berühmte Francesco Moser war fasziniert und baute eine
eigene
Version von Obrees Fahrrad. Auf den Lenker montierte er noch eine
Auflage für
den Brustkorb. Mit diesem Rad nahm er den Stundenweltrekord im Januar
1994 in Angriff und erreichte 51,84 km/h, aber konnte den Rekord Chris
Boardmans nicht brechen. (Immerhin verbesserte er seinen eigenen Rekord aus dem
Jahre 1984, und das, obwohl er bestimmt nicht mehr so
leistungsfähig war wie 10 Jahre zuvor. Dies beweist nur, wie
schnell diese Position ist...) Die Brustauflage gab viel mehr
Komfort, es war möglich, längere Distanzen ohne irgendwelche
Probleme zu fahren.
Das "Jolly" Team, von Moser gesponsort, dachte an das Verwenden dieses
Fahrrades für die Straßenzeitfahren in der Saison
1994.
Hier
ein anderes Bild von Moser. Klicke hier
für ein Video des Versuchs.. |
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Am
27. April 1994 verbesserte Obree den Stundenweltrekord
auf 52,713 km/h, mit fast dem gleichen Fahrrad, das er 1993 benutzte.
Kurz danach ist zu lesen, daß die UCI die Position Obrees
verbieten
würde, aber ich habe keine weiteren Informationen gefunden,
außer
daß die Sattelnase 5 Zentimeter hinter dem Tretlager sein
muss, aber
nichts über "gefaltete Arme" oder sonstiges. |
Meine eigene Erfindung 1994...
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Weil
ich in Triathlons mitmache, in denen die
UCI-Richtlinien nicht gelten, baute ich mir meine eigene Version von
Obrees
Erfindung und brachte einen "Obree Zusatzlenker" plus "Moser Auflagen"
an meinem Triathlonfahrrad an.
Auf hügeligem Gelände benutzte ich den normalen
Aerolenker,
mit dem schmalen Obree Lenker zwischen meinen Armen, und auf der Ebene
verwendete ich die Obree-Position. Obwohl ich nicht die gleiche
niedrige
Position wie Obree erreichen konnte, gewann ich noch ungefähr
3-5
Sekunden pro Kilometer. Dieses Bild zeigt mich 1994 am Ironman in
Jümme,
Deutschland (flacher Kurs), wo ich 5 Stunden in der Obree-Position ohne
irgendwelche Probleme fuhr. |
Die Weltmeisterschaften 1994
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Zu
den Weltmeisterschaften tauchte Obree wieder mit seinem
berühmten
Fahrrad auf. Um sich zu qualifizieren, mußte er seinen Sattel
ändern,
um die "5 Zentimeter hinter dem Tretlager" Richtlinie zu
erfüllen.
Seine Zeit qualifizierte ihn leicht für die folgenden
Läufe,
aber er wurde nach der Fahrt von den UCI-Beamten disqualifiziert.
Soweit ich weiß, waren die Gründe dafür
nicht klar:
"zwischen Armen und Körper muß das Tageslicht
durchscheinen",
so war in deutschen Zeitschriften zu lesen. Weil diese Richtlinie nicht
im UCI-Handbuch steht, war es offensichtlich, dass die UCI Obree aus
reiner
Willkür disqualifizierte. Obree plante, einen Prozeß
gegen
die UCI führen (den er zweifellos gewonnen hätte,
wenn
meine Informationen korrekt sind), aber es geschah dann doch nichts.
(Nachdem
er die Weltmeisterschaften 1995 mit seiner neuen "Superman" Position
gewonnen
hatte, war zu lesen, daß ein englischer Rechtsanwalt den
Prozeß
umsonst führen würde)
Dieses war das offizielle Ende der Obree-Position im Radfahren, die
genialste Erfindung seit dem Aerolenker. Wie in den meisten Sportarten:
Wenn engstirnige Offizielle das Sagen haben, haben
außergewöhnliche
Athleten wie Graeme Obree keine Chance.... |
PS: Mein Obree-Lenker wurde beim Ironman 1995
Jümme verboten, weil
der deutsche Triathlonverband DTU eine neue Richtlinie
eingeführt
hatte:: "außerordentliche Ausrüstung ist
bis auf weiteres
ungenehmigt..." Man könnte fragen, wie mit so einer
Regel irgendwelche der Innovationen der
letzten Jahre (Scheibenrad, Aerolenker,
usw..) möglich gewesen wären, aber, wie oben gesagt:
Engstirnige
Offizielle haben das Sagen...
Update: Olympische Spiele Sydney 2000
Ich war absolut überrascht, die
Italienerin Antonella Bellutti
in
einer Position zu sehen, welche der Obree-Position ziemlich
ähnlich
war. Sie verwendete einen kleinen Aerolenker mit Armpads und einem
Bullhornlenker
für den Start. Sie faltete nicht die Arme unter ihrer Brust
(ich schätze,
daß ist die berühmte UCI-Regel, die damals erfunden
wurde, um
Grame Obree 1994 zu disqualifizieren), also zeigen ihre Ellenbogen nach
außen. Das ist offenbar nicht so aerodynamisch wie die
ursprüngliche
Obree-Position, aber es ist schön zu sehen, daß
Leute noch versuchen,
etwas Neues auszuprobieren.
Persönliches Update 2001...
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Erst
im Sommer 2001 ich fand heraus, daß die
österreichischen Triathlonregeln noch
außerordentliche Ausrüstung
wie mein Obree-Fahrrad erlauben. So verwendete ich die Obree-Position
wieder
beim Triathlon in Podersdorf Österreich (Ironman Distanz).
Nach einer
sehr vielversprechenden ersten Runde (1:12 für 45 Kilometer,
das ist sehr schnell für mich...), wurde mir wieder (!)
übel auf dem Rad und ich benötigte doch mehr als
fünf Stunden für die 180 Kilometer. Mist!!!
Im Jahr 2002 fuhr ich erneut mit dem Obree-Lenker, leider wieder mit
Magenproblemen... |
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