Miguel Indurain: Der "Außerirdische" fährt einen neuen Rekord
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Als Miguel Indurain, der ja das Einzelzeitfahren in den Jahren zuvor dominiert
hatte, ankündigte, den Stundenweltrekord anzugreifen, sagten
manche Magazine eine Traummarke von 55 oder 56 km/h voraus. Andere waren
vorsichtiger, da Indurains Position auf dem Rad eigentlich nicht besonders
aerodynamisch war, der Rücken nicht besonders flach, Kopf war immer
ziemlich hoch aufgereckt. Allerdings hatte ihn das bis dahin in den Zeitfahren
auf der Straße wohl nicht besonders gebremst...
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Der Versuch war dann tatsächlich deutlich langsamer als 55 oder 56 km/h.
Er startete langsamer als Graeme Obree und brauchte 20 km, bis er dessen
Zwischenzeiten egalisiert hatte. Nach etwa 12 km bewegte er sich um 53 km/h, dann wurde er für einige Kilometer deutlich schneller.
Bei Kilometer 36 lag er auf Kurs für 53.94 km über die Stunde. Dann wurde er aber doch wieder langsamer, so dass am Ende 53.040 km zu Buche standen.
Er verwendete ein Pinarello Carbon-Rad mit einem sehr flachen
aerodynamischen Rahmen sowie zwei Campagnolo Scheibenrädern.
Es gibt ein Video auf Youtube von Miguel Indurains
Versuch im September des Jahres. Im Video stoppt die Uhr nach jedem Kilometer, damit kann man die obere Grafik dann
detaillierter erhalten
Der Vergleich mit Graeme Obrees Versuch:
In einem Artikel von Dr. Michele Ferrari auf "53x12.com" (in
Englisch) schreibt Ferrari, das Indurain, 5 Wochen nach der Tour de
France, möglicherweise nicht in seiner Bestform war. Er
bemängelt weiterhin Indurains aerodynamische Position auf dem Rad
(aber wie oben gesagt, bei den Zeitfahren
auf der Straße spielte dies merkwürdigerweise bis dahin
keine Rolle !?) Wichtiger scheint mir vielmehr die Tatsache, dass die
Geschwindigkeit auf einer Radrennbahn während einer Runde nicht
konstant ist, es ist ein dauerndes Beschleunigen und Abbremsen jeweils
in den Kurven und auf den Geraden. Bei einem schweren Athleten
(Indurain war ca. 15 kg schwerer als die meisten Fahrer) machen sich
die Beschleunigungskräfte natürlich stärker bemerkbar.
Weiterhin sind die Zentrifugalkräfte in den Kurven bei über
50 km/h nicht zu vernachlässigen, auch dies ein weiterer
Nachteil für den großen und schweren Indurain. (Nicht
zufällig wählte Ondrej Sosenka
- 2 Meter groß - bei seinem UCI-Stundenweltrekord 2005 die
Bahn in Moskau mit einer Länge von 333 m, auf der die
Zentrifugalkräfte im Vergleich zu einer 250 m Bahn definitiv
geringer sind...)
Ein wissenschaftlicher Artikel mit allen Details zum Rekord findet man hier:
Padilla, MujikaI, Angulo and Goiriena: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/entrez/...t_uids=11007591
(Der Link führt auf die Seite mit dem "Abstract", von dort kann man den ganzen Artikel umsonst downloaden)
Video des Versuchs (volle Länge, in Spanisch)
Video der Stundenweltrekorde von 1994 (Obree, Indurain, Rominger)
auf Youtube
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